Presse

Hohenzollerische Zeitung vom 10.3.2014 zum Konzert in Hechingen mit Uli Kieckbusch und arkestra convolt

HECHINGEN

 

Musik in der (Strick-)Fabrik

 

Eine Fabrik und ein Konzert rund um Jazz, Free-Jazz und Blues: passt das zusammen? Ja – erbrachten die Musiker von “Arkestra convolt” im vorletzten “Hechingen kieckt!”-Konzert den Beweis.

LEONIE MASCHKE | 

 

 

Man musste fast ein bisschen suchen, bis man den Ort des vorletzten Konzerts in der Reihe “Hechingen kieckt!” fand: Die Tutto-Fabrikhalle der Wolfgang Zwerger GmbH (Opal) diente am Wochenende dem Ensemble “Arkestra convolt” als Konzertraum mit erfrischendem, ungewöhnlichem Charme.

Während sich die bisherigen Konzerte des Musikfestes vor allem durch extravagante Klangfarben, ungewöhnliche Improvisationen und der Verwendung alltäglicher Gegenstände zur Kreation neuer Musik auszeichneten, griff das Ensemble “Arkestra convolt” gemeinsam mit Uli Johannes Kieckbusch und dem Schlagzeuger Joachim Gröschel auf eher vertraute Klänge des Jazz, Free-Jazz und des Blues zurück, ohne dabei ihren ganz individuellen Charme zu verlieren.

Das Quartett mit Bernd Stang an der Posaune, Michael Schneider am Kontrabass und Cello, Claus Rosenfelder am Saxophon und Francesco Panarese an den Percussions gründete sich 2009 und vereint Folklore mit neuer Musik. Die Gruppe greift zwar auf komponierte Musikstücke zurück, lässt sich aber gegenseitig Freiraum für gemeinsame und solistische Improvisationen.

Und von einem Mangel an Übung konnte keine Rede sein: Auch wenn beim ersten Lied “Auf falscher Fährte”, eine abgewandelte Blues-Komposition von Kieckbusch, Mundharmonika und Saxophon zunächst Schwiergkeiten hatten, sich in die Improvisation einzubringen, gelang das gemeinsame Musizieren schlussendlich, und ein angenehm beschwingter Klangteppich legte sich auf das lauschende Publikum. Allen Stücken war ein jazziger Grundrhythmus gemein, in den auch immer wieder Blues- und Bebop-Elemente einflossen.

Durch die geschickte Stimmführung konnte jeder der Musiker nicht nur in den solistischen Parts sein Können unter Beweis stellen, sondern sich auch in die Gruppe einbringen, so dass sich die Mitglieder harmonisch ergänzten. Einen besonderen Charme hatte das Duett von Schlagzeuger Joachim Gröschel und Percussionist Francesco Panarese. Die beiden spielten das erste Mal miteinander, und obwohl ihre Instrumente hauptsächlich der Vorgabe des Rhythmus dienen, kreierten sie eine schwungvolle, saubere Melodie, die durch den Klangraum der Fabrikhalle besonders gut zur Geltung kam. Ihre Kollegen standen ihnen da in nichts nach: Michael Schneider umgarnte seinen Kontrabass regelrecht und entlockte ihm leichthändig wohlig dunkle Jazzklänge. Bei einem von ihm gewählten Bebop-Stück, das er solistisch vortrug, zeigte er, dass der Kontrabass sich durchaus als Solo-Instrument durchsetzen kann.

Posaunist Bernd Stang präsentierte eine ganze Palette von Klängen: Mal ließ er seine Posaune heißere und langgezogene Töne spielen, die sich dann kräftig und voluminös entfalteten, um im nächsten Moment fast nachdenklich und leise zu werden. Der Gründer von “Aarkestra convolt”, Claus Rosenfelder, untermauerte auf seinem Saxophon nicht nur die jazzigen Elemente der Lieder, er spielte auch sanftere und weichere Passagen tadellos.

Kieckbusch unterstützte das Ensemble mit seinem melancholischen Spiel auf der Mundharmonika und lieh auch dieses Mal wieder einigen Stücken seine Stimme. Er präsentierte lyrische Texte mit Witz und Charme. So besang er überaus augenzwinkernd die Frisur einer Künstlerkollegin oder verarbeitete die Kritik einer Musikhochschulprofessorin, die sich einst scheinbar wenig begeistert über seinen Gesang geäußert hatte.

Kommentar Gerold Gensslers zu der neuen CD von arkestra convolt:

Hallo Michael

1000Dank für die CD’s.
Ich hab nur Zeit gehabt, in die eine kurz rein zu hören, wo Du gleich als erstes Stück einen RABBATH spielst.

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Komisch, so einen Cellosound habe ich persönlich noch nicht gehört. Liegts an dem Bassisten MS oder am Instrument oder den Saiten?
Ganz irre, die Sache
Jedenfalls mein Glückwunsch, habt Ihr fein gemacht :-)
Viele Grüsse von Gerold

Rezension Mosbach 31.8.2013 als Graphik

 

 

Zum Konzert zur Marktzeit am 31.8.2013, Evangelische Stiftskirche Mosbach

„War heute in der Mosbacher Stiftskirche und staunte wie Sie sowohl Ihre getanzten als auch musikalischen Botschaften in un- sere alte Kirche zauberten Die Tanzimprovisationen waren hinreißend. Mal beängstigend in schwindelnder Höhe, beinahe provokativ auf der Kanzel und doch mahnend, dann wieder sanft, hingebungsvoll im Einklang der Töne einzelner Instrumente, denen Sie durch Ihre Großartigkeit einen einzigartigen, wohltuenden Klang verliehen. Danke für dieses Tanz-Klang Erlebnis seit heute haben Sie einen Fan mehr, herzlichst Christel Schmidt p.s. Vielleicht darf ich Sie mal einen Abend in unserer „Alten Mälzerei“ erleben? Christel  Schmidt, Mosbach 31.8.2013″
 

Querklang am Berghang Konzert am 22.2.2013

Mein lieber Herr Schneider,
also, das, was ich gerade mit Ihnen und Ihren Freunden erlebt habe, habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet, es übertraf alle meine Erwartungen. Diese Freiheit, diese Spontanität, Authentizität  und Kreativität sind so berührend und sind so ein Luxus und Rarität in dem regulären Konzertleben heutzutage. Ich hatte immer Sehnsucht nach so etwas.
 
Das, dass  Sie sich so am Cello entfalten können, habe ich genauso nicht erwartet. Ich habe so viele  für mich neue Facetten in Ihrer Psyche und ihrem Leben miterlebt.
 
Ich bin ab heute Fan Ihres Ensembles und freue mich weitere ähnliche Ereignisse zu erleben.
 
Ihr
Kamdzhalov
 
Yordan Kamdzhalov
General Music Director of the City of Heidelberg   22.2.2013

 

 

zzzzzz

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Danke Michael

ja dieses bachlastige Konzert war echt der Hammer – im Vorfeld meinte ich für mich:”das wird nur peinlich” oder “einfach saustark”.
Es wurde letzteres und ich bin immer noch sehr bewegt.

Es war alles drin was Musik bedeuten kann – pure Harmonie und Schönheit v.a. in der Musik von Johann Sebastian Bach – aber auch Leidenschaft bis an die Grenze zur Agression (=Gemetzel wie sich Ute ausdrückte) – das alles ist und kann für mich Musik bedeuten – alles ausser Oberflächlichkeit und Beliebigkeit – die gab es an diesem Abend nicht zu hören.

Also auf zu weiteren Abenteuern

Bernd

 


Elektrisierende „Weltmusik zwischen Tunesien und Schwarzwald“

Das Ensemble „arkestra convolt“ mit Improvisationen auf neuen kreativen Wegen

Eine spannende Erfahrung versprach bereits der Titel der Musik zur Marktzeit am Samstagvormittag in der Stiftskirche. Gelockt hatte es offenbar viele, die neugierig erschienen waren, um den vier Musikern von „arkestra convolt“ zu lauschen.

Photocollage arkestra convolt

Danach zauberten die Musiker afrikanische Impressionen in die Stiftskirche. Das entsprechende Flair brachte hier vor allem Percussionist Franco Panarese ein mit ungewöhnlichen Schlaginstrumenten wie der nigerianischen Udu-Drum, die wie eine große tönerne Kalebasse geformt ist, dazu Spring-Drum und Rasseln. Michael Schneiders klangvolle Kontrabass-Soli schienen aus einer anderen Zeit zu kommen, wirkten archaisch und beinahe modal. Klarinette und Posaune begleiteten ihn mit teilweise atemberaubenden Pianissimi.

Der folgende „Stockkampf-Tanz“ basiert auf einem traditionellen schweizerischen Volkstanz. Klarinettist Claus Rosenfelder hatte sich hier von einem alten Kinderspiel, aber auch von jiddischer Musik inspirieren lassen und sorgte für interessante Effekte in dieser ungewöhnlichen Verbindung von Perkussionseffekten und den melancholischen Klezmermelodien der Klarinette.

Das faszinierendste Stück aber war sicher „Odyssee d’eau“, in dem der Komponist Francois Rabbath Walgesänge für Kontrabass bearbeitet hat. „arkestra convolt“ hatte diese Soli zur Basis für interessante Improvisationen gemacht und mit Bernd Stangs Posaune ein zweites Soloinstrument eingefügt, das sich über einer quirligen Begleitung von Bass und Cajòn eindrucksvoll entfalten konnte.

„Tango No 3“ von den Lounge Lizards ist der amerikanischen Bürgerrechtlerin Rosa Parks gewidmet, die im Jahre 2005 starb. Von den fünf Stücken im Programm war es vielleicht das am schwersten erschließbare, wirkte weitgehend improvisiert ohne allzu deutliche melodische Struktur über einem rhythmischen Gerüst von Bongos und Djembe.

Die Konzeption des Ensembles, melodische Elemente aus orientalischer, afrikanischer und mediterraner Musik mit eigenen Improvisationen zu aufregenden neuen Kreationen zu gestalten, scheint hervorragend aufzugehen. Da treffen klassisch perfekter Instrumentalklang und individuelle technische Finesse aller vier Mitglieder auf versiertes Improvisationsvermögen aus dem Jazz/Rock und viel atmosphärische Dichte. Alles zusammen ergibt ein abwechslungsreiches Klangerlebnis von manchmal elektrisierender Spannung – buchstäblich „con volt“.

arkestra convolt - Weltmusik zwischen Tunesien und Schwarzwald

arkestra convolt – Weltmusik zwischen Tunesien und Schwarzwald