Der Homo Ludens – Crystal Schüttler am 30.8.2013 mit arkestra convolt. Ein getanztes Gebet.

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Juli Zeh betitelt einen ihrer Romane mit „Spieltrieb„. Da geht es jedoch um Zerstörung. Wir zerstören höchstens Vorstellungen davon, wie ein Konzert in der Kirche zu sein hat.

Crystal Schüttler erzählt Geschichten. Zunächst zerrt Sie die Musiker in die Kirche, die gar nicht gerne in der Kirche spielen wollen.
Nachdem sie die Musiker von arkestra convolt überzeugt hat, dass es doch ganz schön ist in der Kirche gemeinsam mit ihr pantomisch-theatralisches Tanztheater zu spielen, macht sie die Musiker zu Aktivisten der Bewegung. Ungewohnt für Musiker, die Schönheit und Wildheit in den Tönen zu suchen gewohnt sind. Der Unwille ist selbstverständlich gespielt, das wissen alle. Auch das Publikum ist ohne Worte informiert.
Aber jetzt geht es gleich weiter.

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Crystal Schüttler sorgt dafür, dass allen „Hören und Sehen“ vergeht.
Plötzlich hängt sie außen an der Empore und vollführt trotzdem unglaubliche Bewegungen. Dann sehen wir sie plötzlich eine Säule emporklettern.
Die vielen nicht planbaren Momente entstehen so im Wechselspiel vonTanz und freier musikalischer Eingebung.
Die drei Kompositionen des Abends von Claus Rosenfelder werden genutzt zu Lichtinstallationen mit und um die Musiker und Bewegungsbelastung eines Saxophonisten durch die Tänzerin. In verdunkelter Kirche vollführt sie zur Musik von „Pygmy Hung“  auf der Kanzel im Lichtkegel eines kleinen Scheinwerfers Schattenspiele, einen Schleiertanz ohne Schleier. Vorher gab es das Bewegungs-EKG für Claus Rosenfelder. Seid umschlungen Millionen……. war der Saxophonist bei seiner Improvisation. Für ihn wie für das Publikum durchaus harter Tobak. Wir alle wollten nicht in seiner Haut stecken. Oder doch?DSC_0181
Nach 60 Minuten intensiver Bewegungskreativität soll der Abend dann auch zu Ende sein. Jetzt hat die Tänzerin das Problem wie sie die Musiker wieder los wird. Da hilft nur schubsen und drängeln und zwar in Richtung Ausgang.  Aber die vier Instrumentalisten wollen nicht so richtig, sie kleben in der Gegend des Altares herum und werden wie durch ein unsichtbares Gummiband immer wieder dorthin gezogen. Das bedeutet schweißtreibende Arbeit für Crystal Schüttler. Die Musiker machen es ihr wirklich schwer, sie kommen, kaum aus der Kirche bugsiert von hinten durch die Sakristei wieder herein und improvisieren fröhlich weiter.DSC_0224
Dann ist es doch geschafft.
Fasziniert, begeistert und schwer beeindruckt von den extremen Artistik Momenten und vor allem der ästhetischen Leichtigkeit, schwebt nun das Publikum dem Ausgang zu.

Der homo ludens [ˈhɔmoː ˈluːdeːns] (lat. hŏmō lūdēns ›der spielende Mensch‹) ist ein Erklärungsmodell, wonach der Mensch seine Fähigkeiten vor allem über das Spiel entwickelt (siehe auch homo oeconomicus):[1] Er entdeckt im Spiel seine individuellen Eigenschaften und wird über die dabei gemachten Erfahrungen zu der in ihm angelegten Persönlichkeit. Spielen wird dabei der Handlungsfreiheit gleichgesetzt und setzt eigenes Denken voraus. Das Modell besagt: Der Mensch braucht das Spiel als elementare Form der Sinn-Findung ( Wikipedia )DSC_0244DSC_0249

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