Neue Klangwelten auf einer vielbesaiteten Klangreise im „Querklang am Berghang“ am 12.4.2013

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Susanne Eberhard

Wir alle kennen das Weihnachtslied “ Leise rieselt der Schnee“. Es ist so bekannt wie abgegriffen und wirkt so unsensibel banal. Aber irgendwann sind wir draussen und nehmen wahr: er rieselt wirklich und auch leise. Wir hören ihn, auch wenn er nicht laut daher kommt. Wir müssen die Ohren nur aufmachen.

Ähnlich hat es auch Hannes Wader in einem seiner Lieder beschrieben: „Auch das Dunkel hat Farben, die Stille klingt, wenn Du willst, dass sie Dich wieder zu Dir bringt dann gib acht, Deine Ohren sind zu ungeübt um den Ton zu deuten, Dein Blick ist getrübt von zu hastig wechselnden Bildern, vom Schein von Sensationen und es könnte gut sein,  dass Du Dir selbst begegnest wie einem Gespenst nur weil Du die Kräfte der Stille nicht kennst…………..“

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Susannes Monochord

Wieder einmal schlug arkestra convolt eine Volte in eine musikalische Richtung die schon oft angedeutet aber nie so konsequent sich in der Stille bewegt hat. Claus Rosenfelder und besonders Bernd Stang haben wir in unseren Querklang Konzerten bewusst seitlich platziert, damit sie den Zuhörern nicht direkt in die Ohren „tröten“ können. Von „tröten“ kann bei den beiden niemals die Rede sein, denn auch die lautesten Töne sind nur der Ausdruck von laut, im musikalischen Sinn ein deutliches Piano. Wenn die beiden aber richtig leise spielen, dann erkennen wir sie nicht wieder, dann waren wir bisher Kopf über Wasser und tauschen diesen Zustand gespiegelt unter die Oberfläche, wissen was wir unter Wasser von dem „Oben“ sehen. Aber aus der Stille heraus. Aber die Stille hat Farben, das Dunkel klingt. Das ist das Monochord, viele Saiten gestimmt auf G und ähnliches. Sie werden gestreichelt von Susanne Eberhard und je nachdem wo sie die Saiten zum Schwingen bringt entsteht ein Meer von Obertönen, mal mehr, mal weniger aber immer anders. Die Weite die wir unter Wasser ahnen entsteht so im Zuhörer. Auch er weitet sich, wird offen und empfänglich für diesen Schwebezustand und die Stille, die Uwe Stang – mal am Sopran oder am Tenorsaxphon – und arkestra convolt hinzufügen weckt Assoziationen an einen Joint den wir eingeworfen haben.  ( Haben wir natürlich nicht, das ist nur das Bild das sich aufdrängt: so muss sich ein Joint anfühlen ). Bernd Stang kennen wir als Musiker, der seine Posaune und das Publikum immer wieder richtig ran nimmt. Er ist der Underground Heavy Metal Rock and Rhythm Spezialist der New Yorker FreeMusicImproSzene, der uns immer wieder aufregende und spannende Geschichten erzählt. Doch an diesem Abend streichelt er unser Ohr wie die Unschuld vom Lande : habe ich jemals laut und heftig gespielt ? Dann ist wieder Uwe dran. Frisurmässig gehört er zwar auch nach NY. Aber wir beschreiben ihn hier und heute als den Albert Mangelsdorf des Tenorsax und den Jan Gabarek des Sopransax. „Tromboneliness“ hiess eine Platte von Mangelsdorf, so ist Uwe’s Musik: schön, still, lyrisch. Aber Uwe ist glücklich mit seinem schönen Ton in seiner Solitude beruhigend-schwebender Meditation und wir machen mit: schweben und sind glücklich.

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Uwe Stang – Sopran Saxophon

Susanne Eberhard hat noch zwei andere Instrumente mitgebracht: die Tambura und das Koto. Tambura klingt indisch, weckt Assoziationen an eine Sitar und das Koto soll japanisch klingen. Das letztere wurde bezüglich seiner Herkunft ignoriert, musikalisch nahmen alle Beteiligten beim Koto jedoch Fahrt auf in Richtung Ungarn, denn das Koto wird mit Klöppeln in Bewegung gesetzt.

Und was passiert jetzt ? Was ist das ? Susanne singt zur Tambura. Noch mehr Stille – im Publikum. Das ist der Moment für Francesco Panarese, ein neues Trio hat sich gebildet, alle treten in den Hintergrund. In der Stille richten sich alle Ohren auf: ist das schön. Ja, oder: nein, das haben wir noch nie gehört. Und wir alle werden spannend-musikalisch-leise mit einem neuen Joint versorgt. Wer schon gelandet ist, der hebt jetzt noch einmal ab.

Das Konzert ist beendet mit leisem Klöppelschlag auf der Tambura und dem Koto, begleitet von Susannes bezauberndem Gesang. Es wird leiser, stiller und dann das Ende: das Publikum schweigt, schweigt weiter, Ewigkeiten ziehen an uns vorbei. Dann doch noch ein Applaus, ein Applaus der Stille, für die Stille, in Dankbarkeit für 90 Minuten Schwebezustand der Seele, der Musik und der inneren Einkehr. ( Am heiligen Ort, Gottes Wohnung, in der Bergkirche Schlierbach ).

Verbeugung vor dem Altar. Abgang. Es war schön, hat uns Spaß gemacht, wir sind selbst beseelt von den musikalischen Ereignissen der Stille und der schönen Klänge. Wir reden…., gut, dann bauen wir jetzt ab. Aber : da sitzt das Publikum brav in den Bänken, alle noch da. Vermutlich geniesst es bei verdunkelter Kirche und schönem Kerzenschein die absolute Stille. Nein: eine Zugabe muss her, IMG_0498die uns so schön gelingt, dass sogar Susanne Eberhard nach dem Konzert ganz benommen ist und gemeinsam mit ihrem Partner Uwe Stang beschlossen hat, dass auch andere Kirchen dieser Musik würdig sind.IMG_0520

 

 

 

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