Crystal Schüttler ist eine begnadete Tänzerin, Choreographin des pantomimischen wie theatralischen Bewegungstheaters. Yordan Kamdzhalov die eigenständige Wiedergeburt Celibidaches in Gestalt des jungen Johnny Depp und ist dennoch keine Kopie von beiden sondern der Dirigent dieses Jahrhunderts. Wer mit einem von beiden zusammen gearbeitet hat, der kennt die Antwort. Beide sagen und denken: ich muss das tun, ich kann nicht anders. Wenn unsereins Hunger hat, dann müssen wir auch etwas dagegen tun. Das ist jedem klar. Mir auch. Aber sie tun nichts gegen sich oder irgend jemanden, sondern sie tun es für etwas. Aber wofür ? Sie fragen nicht, ob es jemandem gefällt, sondern sie tun es für ihre Idee. Das ist eine lange Geschichte. Die soll hier so kurz wie möglich erzählt werden. arkestra convolt hat eine Konzertreihe in der Evangelischen Bergkirche Schlierbach: Querklang am Berghang. Wir sind sehr stolz darauf und die Evangelische Kirchengemeinde Schlierbach und die Pfarrerin Martina Reister–Ulrichs anscheinend auch. Die Konzertreihe hätte nicht den Namen: Querklang am Berghang, wenn wir nicht versuchen würden, bekannte und vertraute Grenzen zu überschreiten. Am 30. August 2013 gegen 20:45 Uhr erklimmt Crystal Schüttler die Kanzel der Evangelischen Bergkirche. Für zarte Gemüter vielleicht eine Provokation. Aber unser Publikum weiss inzwischen auch, dass wir unsere Konzerte durchaus ernsthaft auch als eine andere Form des Gottesdienstes betrachten. Ganz anders war es am 31.8.2013 beim Markt Konzert in der Stiftskirche in Mosbach. Die Kirche war nahezu gefüllt. Dann erklomm Crystal Schüttler wieder die Kanzel und zelebrierte in 3 m Höhe freistehend ihren Ausdruckstanz. Das waren im wahrsten Sinne des Wortes: bewegende Bilder. Mehrere aus dem Publikum bewegten sich spontan in Richtung Ausgang. Der neue Dekan war einen Tag vor seinem Dienstantritt mit seiner Frau während des ganzen Konzertes anwesend. Wir hoffen nun, dass es ihm auch und trotzdem gefallen hat und wir nicht mit ewigem Hausverbot belegt werden.
Meine „Geigentochter“ Meike Lu hat ein Jahr in New York studiert. Über ihre Zeit dort schwärmt sie immer wieder mit folgenden Worten: „In New York haben die Menschen noch einen Traum, das macht eine besondere Stimmung.“ So ist das auch mit den beiden Protagonisten dieses Artikels. Sie müssen das so tun wie ihre Vision es verlangt, sonst können sie es auch sein lassen. Aber auch das können sie nicht. Darum muss der eine gehen, und die andere bleibt hoffentlich noch, auch wenn sie mindestens nach New York gehört.
Nota Bene: Und was ist aus dem Dekan geworden ? ( Verzeihen Sie, Herr Dekan, Ihr Name wird hier umgehend nachgereicht ). Wir erhielten seinen Kommentar zwei Tage später: “ Kunst braucht auch Freiräume “ Dafür danken wir und entschuldigen uns, dass wir einen Stuhl auf der Kanzel vergessen hatten, der erst kurz vor dem Gottesdienst am Sonntag bemerkt wurde. Stellen Sie sich vor, in der Zeitung stünde: Stuhl verhindert Predigt.