Glen Gould und Detlev Bork – am 20.9.2013 mit arkestra convolt

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Glen Gould war bei einem Zenmeister. Wollte er von ihm das Klavierspielen erlernen? Nein, er konnte es schon ziemlich gut. Der Zenmeister ließ ihn ein Jahr lang einen Ton spielen. Danach wusste Glen Gould, wie man mit einem Ton umgehen kann, muss. Der eine Ton steht dann auch für die vielen anderen? Und wozu soll das gut sein ? Das hat Detlev Bork im September Querklang mit arkestra convolt eindrucksvoll zelebriert. Das letzte Stück des Abends: „Ariadne en su Labyrinto“ von Osvaldo Golijov bot 10 Minuten lang die Gelegenheit die Möglichkeiten und Variationen mit und über den Ton „d“ auszuloten.

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Das ist nun Detlev’s leichteste Fingerübung. Hörte sich überhaupt nicht so an, das Ergebnis. Wir versuchen zu sagen: mach das erst mal nach. Da nützt uns auch ein Jahr beim Zen Meister nichts. (Karl Valentin sagt dazu : wenn man es kann ist es ja keine Kunst mehr).

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Die Freude am Einfachen brachte dann den echten „Flamenco“ Detlev zum Vorschein. Ein Meer von spanischer Vitalität brandete in den Kirchenraum. Meine Kinder nannten das bei ihren LAN-Partys: so richtig abzocken! Den Satz hat Detlev sich wohl auch von seinen Kindern abgehört und brachte ihn als vitalen musikalischen Gedanken ins gemeinsame Geschehen ein. Und wenn Detlev seine Gitarre so richtig abzockt, dann empfinden wir eine unglaubliche Leichtigkeit und Fröhlichkeit. Jeder der ein Instrument spielt oder auf seine Art ein Meister seines Faches ist, der kennt den langen Weg zu dieser Leichtigkeit.

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Ein Roman von David Foster Wallace heißt: unendlicher Spaß! Den hatte auch das Publikum. Wir konnten es an den Gesichtern, den lachenden Gesichtern und vielen sich im Rhythmus der Musik bewegenden Körperteile sehen. Und was passiert, wenn ein Perkussionist wie Francesco Panarese, der schon musikalisch das gesamte Nord Afrika bereist hat, auf Detlev Bork trifft? Was geschieht mit Detlev Bork, wenn er Francesco als Musiker neben sich hat? Was geschieht also, wenn zwei perfekte Rhythmiker ihre Instrumente so richtig abzocken? Dann wird es spannend.

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Dann unterhalten sich zwei Könner auf ihre Weise und der Gitarrenkönner betätigt sich nicht nur mit Melodien und Tönen, nein er benutzt sein Instrument auch für perkussive Effekte. Dann wird es zwar rhythmisch und auch laut in der Kirche. Aber eigentlich wird es ganz still, denn diese Spannung lässt sich nur durch fasziniertes Staunen erleben und aushalten. Die Kirche war schon leicht kühl. Das war bei diesen Dialogen jedoch schnell vergessen. War das die spanische Hitze die wir dem Publikum versprochen hatten? Nein, sie kam aus Kiel und Napoli. Da kommen die beiden her. Aber in Spanien wird nicht rund um die Uhr Flamenco getanzt. Das haben arkestra convolt und Detlev Bork auch schon erkannt.

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So kam es zu einigen kontemplativen Momenten, kleinen Diamanten der Musik : „Oriental“ von E. Granados erklang als sentimentaler Moment Musical. Eine einfache Melodie in schöner Dreisamkeit von Klarinette, Posaune und Cello, begleitet vom eigenen Melodiefluss aus Detlev’s Gitarre. Ebenso „Luna“ und „Sueltate las Cintas“ von Osvaldo Golijov waren die Suchtmacher dieses Abends. Mal nur mit Klarinette und Gitarre, dann zu harfenartigen Gitarrenarpeggien eine von Golijov’s Sehnsuchtsmelodien nacheinander von den drei Melodie Instrumenten gespielt. Sehnsucht des Abends: bleib noch du schöne Melodie, du bist so schön, verlass mich nicht, lass mich nicht mit mir allein.

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Das brauchte niemand. Das Ritual unseres Publikums: nach dem Konzert einfach sitzen bleiben. Gut, dann noch eine Zugabe. Dann bat Christiane Grimm zu Tisch. Musiker und Publikum waren auf einen Imbiss-Umtrunk eingeladen. Falls Sonntag kein Messwein da ist: wir waren es nicht. Auch der Wein dieses Abends wurde gespendet von Christiane Grimm, Jürgen Schulz, Bruni Jaquet und Alex.

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