Yoerae Kim – Violine, Uli Kieckbusch – Klavier und das Querklang Balkan Ensemble

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Yoerae Kim

 

Yoerae Kim spielt Geige. Sie spielt verdammt gut Geige. Nicht nur ihre Musik füllt die Bergkirche, sondern auch ihre enorme Bühnenpräsenz.
Der erste Satz „Tempo di ciaccona “ aus der Bartok Solo Sonate für Violine war ein Feuerwerk an Klangfülle und Tonkaskaden. Ein  berauschender Wasserfall voller Musik. Wir sehen und hören : Eine Geigerin und eine Geige.
Wir glauben es aber nicht, denn es klingt wie zwei Instrumente. Aber können zwei Geigen so präzise gut zusammen spielen?
Dass sie nur den ersten Satz gespielt hat,  das merken wir Zuhörer gar nicht. Dieser erste Satz steht wie ein Monolith im Raum.

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Claus Rosenfelder

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Francesco Panarese

Der zweite Höhepunkt dieses Abends waren die Tierkreiszeichen von Karl-Heinz Stockhausen.
Zehn Tage vorher hat die Geigerin die Noten erhalten.
Das ist zu viel, die Melodien sind so wenig eingängig – sagt sie, die gleich Bartok und Enescu mit improvisierter Begleitung spielen wird. Das macht nichts sagen wir, such dir 2,3,4 aus, so viel wie es gerade passt, dann improvisieren wir zu diesen Stücken.
Dann brachte sie doch alle zwölf mit. Jedes Tierkreiszeichen wird zwei bis dreimal gespielt, manchmal auch viermal, denn es handelt sich um sehr kurze markante Melodien zwischen 20 und 30 Sekunden Dauer.
Alle zwölf Melodien spielt sie jede Solo einzeln vorweg. Vier davon mit wechselnden Duo Partnern original und unisono nach den Noten.
Die nächste Vierergruppe wird wieder von wechselnden Duo Partnern improvisierend begleitet.
Die dritte Vierergruppe folgt der Idee des Komponisten.
Ähnlich dem von John Cage entwickelten Musik Circus, bei dem ganz verschiedenartige Musik nebeneinander nach einer Zeit Partitur spielt, ergibt dies durch die Kakophonie und das geplante Durcheinander eine völlig neue Musik.
So hat auch Karl-Heinz Stockhausen als eine Variante diese Idee vorgeschlagen.
Eine Tierkreismelodie beginnt, und nacheinander steigen die anderen Melodie Spieler ein, spielen ihr Stück in ihrem eigenen Tempo ohne sich den anderen anzupassen.
Von Seiten des Publikums wurde diese Musik von langweilig bis äußerst spannend und irritierend kommentiert. Da der Kommentar: „langweilig“  nur von einer Person kam, ignorieren wir dies im weiteren und konzentrieren uns auf die begeisterte Mehrheit.
arkestra convolt hatte zu Beginn des Konzertes vergessen, dem Publikum die geplante Struktur der Tierkreiszeichen zu erläutern. So blieb den Zuhörern nur, sich auf Vermutungen einzulassen und zu spüren, dass die drei Gruppen der Tierkreiszeichen eine gewisse, wenn auch nicht erkennbare Struktur hatten.

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Bernd Stang

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Michael Schneider

 

Als wir Yoerae zu diesem Abend einluden, da betonte sie, dass sie nicht improvisieren könne. Aber schon beim Stockhausen belehrte sie sich selbst eines besseren. Improvisation besteht auch aus dem Spiel mit den Klangfarben, mit Dynamik, Bogen Geschwindigkeit und Ausdruck. Sehr schnell nahm Yoerae diese Gelegenheit wahr um sich auf diese Weise improvisierend mit arkestra convolt zu mischen.

Uli Kieckbusch war übrigens der zweite Gast dieses Abends der darauf bestanden hatte, dass er mit dabei ist, wenn wir mit Yoerae Kim die Violin Sonate Nummer drei a-moll zelebrieren von Georges Enescu.
Michael Schneider hatte versucht sich anhand der Klavierstimme eine Improvisation ins Gehör zu bringen. Daran scheiterte er jedoch schon beim häuslichen Üben.
Ulli Kieckbusch hatte sich dagegen viele markante Punkte in die Finger gespielt, Satzanfänge und bestimmte Überleitungen auch wenn diese als komplett improvisiert bewertet werden dürfen.
Sehr hilfreich für unsere Geigerin, denn sie war auf einem heftigen Schwimmfest, denn die festen Strukturen einer geschriebenen Klavierstimme die konnte sie an diesem Abend nicht erwarten.
Wir alle von arkestra convolt haben uns fleißig in die. Musik von George Enescu eingehört. Wir und die Zuhörer müssen sich jedoch bewusst sein, dass in diesem Querklang am Berghang Konzert nicht die bekannte Enescu Sonate gespielt wurde, sondern fast im Sinne des Musik Circus von John Cage eine ganz neue Musik unwiederholbar präsentiert wurde.
„Quer“ ging es also an diesem Abend wieder reichlich zu. Das erfreulichste für uns Musiker vom  Querklang war die Freude unserer Geigerin, die sie schon bei den Proben am gleichen Nachmittag vor dem Konzert entwickelt hat.
Für eine streng klassisch ausgebildete Geigerin, die zur Zeit als Akademistin beim Bayerischen Rundfunk tätig ist, eine ganz außergewöhnliche Fähigkeit, sich auf diese extremen Umstände, nennen wir es ruhig: Widerstände, sich darauf einzulassen.

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Uli Kieckbusch’s Hände

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Yoerae Kim

Yoerae Kim wird am 20.12.2013 gemeinsam mit Detlev Bork, Gitarre und Michael Schneider, Cello die Sechs Sonaten für Violine und Continuo von fJohannes Paul Westhoff aufführen. Danach muss sich Yoerae Kim vorübergehend von uns verabschieden, da sie sich für Probespsiele für eine feste Stelle im kommenden Jahr bewerben wird. 

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