Okt. 15
Und was haben die Musiker dieses Abends damit zu tun? Anscheinend wenig. Denn sie spielen hauptsächlich Strukturen
komponierter Musik. Aber für wen ist das komponiert? Für Streichorchester. Oder für Streichquartett. Gibt es an diesem Abend ein Streichquartett? Nein! Aber es gibt Welt-Musiker. Eine Hälfte Streicher: Cello und Kontrabass. Zweite Hälfte, beziehungsweise erste Hälfte: Saxophon/Klarinette und Posaune. Aber es gibt da noch etwas im Hintergrund? Nein: im Vordergrund: Francesco Panarese. Die Mischung aus Streichern und Bläsern mit den wunderbaren Klangfarben und Rhythmen von Francesco Panarese, das verwandelt jede klassische Struktur in Weltmusik. Dürfen wir das? Verträgt das klassisch geschulte Ohr unserer Zuhörer so etwas? Wir sind sozusagen bei: Creole. Auf Deutsch: Querklang am Berghang. Die Antwort darauf gibt unser begeistertes Publikum: deswegen sind sie da. Zugegeben, die meisten Heidelberger hören lieber noch eine Triosonate mehr. Wir möchten hier noch einmal betonen, dass wir Triosonaten sehr lieben und auch zu gegebener Zeit selbst in die Hand nehmen werden. Aber wir sind ausgezogen, beziehungsweise in die Bergkirche eingezogen und mit offenen Armen empfangen worden für das andere, eben das quere und manchmal auch verquere. Nicht nur die Besetzung unseres Quartetts macht den anderen und besonderen Klang der „klassischen“ Werke aus. Der besondere Charme und Zauber entsteht durch unseren Percussionisten Francesco Panarese.
So wie im vorherigen Konzert mit der Tänzerin Crystal Schüttler ihr Tanz der Musik eine ganz neue und überraschende Bedeutung verlieh, so zaubert Francesco völlig neue Klangwelten zu diesen komponierten Werken. Wenn das so aber viel besser ist als das Original, warum komponieren die Schöpfer dieser Werke es nicht gleich so? Nicht nur Musiker, auch Komponisten sind die Kinder ihrer Zeit und ihrer Beziehung zu ihr. Beethoven wurde in seinen Werken immer komplexer bis schon fast zur Auflösung der damals üblichen Harmonik. Trotzdem blieb er sich treu. In der Verdichtung und Komplexität veränderte er jedoch nicht seinen Charakter. Das schreibt hier ein Kontrabassist, er bedauert dass Ludwig van Beethoven kein Kontrabass Konzert geschrieben hat. Dafür gibt es ja das Rezitativ aus der neunten Sinfonie für die Celli und Bässe.Trotzdem haben immer wieder Komponisten quer gedacht und einiges gegen den Strich gebürstet. So hat Bernd Alois Zimmermann in seinem „König Ubu“ einem Kontrabass Quartett die allerhöchsten Stimmen zugeteilt. Und sozusagen das Fundament auf den Kopf gestellt. So etwas blieb leider die Ausnahme. So hat es sich Michael Schneider, der Kontrabassist und Cellist dieses Ensembles zur Aufgabe gemacht, die Versäumnisse vieler Komponisten nachzuholen. Wir können es auch ganz einfach ausdrücken, anstatt lange komplizierte Vorträge zu halten: Wir, arkestra convolt haben es im August von unserem Publikum bescheinigt bekommen: wir gehören zur Spezies des Homo Ludens.
Okt. 14
Zwölf Konzerte auf den Abwegen der Neugier, auf den Pfaden der Nachdenklichkeit. Zwölf Konzerte mit (inzwischen) Stammpublikum und wechselnden Gästen. Zwölf mal haben wir unser Publikum überrascht und mehrfach blieb es einfach in den Bänken sitzen. Erschlagen oder erwartungsvoll ?
Im zwölften Querklang wurden wir überrascht und sitzen nun vor unseren Geschenken: jeder der vier Musiker von arkestra convolt bekam nach dem Sprach-Konzert eine Sacher Torte mit den stilisierten Instumentalisten des Ensembles. Auf den Schokoladenguss hat eine Zuckerguss-Künstlerin nach den Motiven von Monika Harnischmacher jeweils die Mitglieder individuell porträtiert.
Das war aber noch nicht alles. Wein und belegte Brötchen gab es nach dem Konzert. Eine Geburtstagsfeier in der Kirche. Da müssen sich schon alle sehr wohlfühlen um dies geniessen zu können. Wir versuchen Bedenken zu zerstreuen: Für uns und unser Publikum ist dies ein besonderer Ort. Jährlich zelebrieren wir am 24.12. den Geburtstag unseres Glaubens. Nach diesem Konzert haben alle gemeinsam die Hingabe und den Mut zum Unbekannten wahrgenommen und genossen.

Oktober 2012: arkesta convolt November 2012: arkestra convolt Dezember 2012: Francesca Imoda-Tanzimprovisation Januar 2013: Uli Kieckbusch-Harmonika Februar 2013: J.S.Bach Cello-Suiten März 2013: Meike Krautscheid-Gesang, Kontrabass April 2013: Klangreise mit Susanne Eberhard und Uwe Stang Mai 2013: Percussionskonzert mit Max Riefer und Wen Cheng Juni 2013: Jane Zahn-Tango Juli 2013: Yoerae Kim-Violine August 2013: Crystal Schüttler-Tanzimorovisation September2013: Detlev Bork-Flamenco Gitarre Oktober 2013: Katharina Quast-Sprachkonzert
Okt. 13
Tatort: Oberhausen. In Deutschland geboren, der Vater aber Inder. Das gibt Probleme. Davon und von der indischen Geschichte ihres Vaters erzählen die Texte von Dr. Shamali Sen. Zum Beispiel: Sie kommen also aus Oberhausen. Aber eigentlich kommen Sie doch ganz woanders her. Ich bin in Oberhausen geboren. Ja aber ich meine, da wo sie wirklich herkommen. Katharina Quast versteht es, den Witz und Charme dieser Texte und ihre Inhalte noch deutlich zu verstärken. So sehe ich einen Pfarrer im Publikum durchgängig strahlen und lachen. Es ist die Freude an der Spiel-Lust der Schauspielerin Katharina Quast. Es wird aber auch ernst und bedenklich, wenn die Texte von Shamali Sen über die Inquisition nachdenken. Hier sorgt die Sprecherin dafür, dass nun dem Publikum das Lachen ziemlich vergeht. Dann wieder zwitschert sie die Texte wie die Unschuld vom Lande und tut als hätte sie von nichts eine Ahnung. Die hat sie aber sehr wohl, denn sie weiß wie und wo sie die Zuschauer packen kann. Das Handwerk, das hat sie sicherlich im Studium gelernt, das ahnen wir alle. Aber das, was darüber hinausgeht, was uns nun wirklich mitnimmt, begeistert an der Darbietung und Darstellung der Texte, das ist im Handwerkskasten der Schulen nicht enthalten.
Der grosse Johann Wolfgang von Goethe schrieb am Anfang seines Stückes „Das Jahrmarktsfest zu Plunderweilern“ : „Am Stück ist nichts zu retten, allein, viel wird gebessert durch das Spiel.“ Das war nun an diesem Abend überhaupt nicht der Fall. Ohne einen so guten Text lässt sich keine Furore machen. Hier begegnen wir einer literarischen Perle, einer besonderen Praline in der deutschen Literaturlandschaft. Tiefsinn, Nachdenklichkeit gepaart mit so viel Humor, das tut einfach gut. Die anwesende Autorin wurde nach dem Konzert mehrfach aufgefordert, am Ball zu bleiben und der Verhärmung der deutschen Literaturszene entgegenzuwirken. An erster Stelle erwähnen wir hier eine Lektorin aus Mannheim. Bevor wir uns hier mit der Zerhackstückelung des Textes abmühen, werden wir ihn an dieser Stelle komplett veröffentlichen.
Okt. 12
Hier wird behauptet: ein volles Heidelberger Theater ist nicht voll. Weiterhin wird hier behauptet: die Bergkirche in Heidelberg Schlierbach ist mit 20 Leuten voller als das Heidelberger Theater oder manchmal die Stadthalle. ( Mit 500, beziehungsweise 1000 Gästen.) Die Rede ist von der Konzertreihe: „Querklang am Berghang„. Diese These ist nicht meine Erfindung. Dies ist eine Bemerkung von einem Fan unserer Konzertreihe. Wie kann das sein? Die Zahlen sprechen eine ganz klare und ganz andere Sprache. Michael Schneider war schon immer schlecht in Mathematik und hat sich bis zum Abitur mit einer fünf, einem mangelhaft begnügt. Aber es geht hier nicht um Mathematik, Buchhaltung oder Statistik. Es geht um Atmosphäre! Unser Fan-Zuhörer wollte damit ausdrücken, dass 20-40 Personen in der Bergkirche Schlierbach atmosphärisch, gefühlt manchmal viel mehr sind als ein prall gefülltes Theater. Subjektivität darf hier sein, muss hier sein, weil wir keine Versicherungs Mathematiker sind.
Okt. 9
Aus dem Sprachkonzert zwischen Indien und Germany.